Aktuelle Gartentrends: Meine Beobachtungen nach 4 Wochen England
Ich bin von meiner vier wöchigen England-Reise zurückgekehrt. Es war wunderschön und echt empfehlenswert. Denn die Engländer sind echte Gartenenthusiasten. Ich kenne kein anderes Volk, dass so spinnt wie ich. Als ich zurückgekehrt bin, war mein Kopf voll mit Eindrücken. Ich habe aktuelle Gartentrends aus England exklusiv für dich entdeckt.
#1 Blumenwiesen als Garten-Element
Im August glänzen die Wiesen goldig in den Gärten von Sissinghurst, Great Dixter und Wisley. Die Engländer nennen ihre Wiesen liebevoll ‚Meadow‘. Übrigens Blumenwiesen sind einfach zum Handhaben. Beispielsweise in Blumenwiesen werden gemähte Weg-Elemente zum Gestaltungselement. Zudem sind Blumenwiesen ökologisch sehr wertvoll und Lebensräume für die Pflanzen- und Tierwelt.
Übrigens hier ein wichtiger Pflegehinweis für den Goldeffekt: Die Engländer mähen ihre Wiesen erst Ende August. Wir Schweizer mähen unsere Wiesen schon Ende Juni. Wer hat eine Blumenwiese und getraut sich die Wiese erst Ende August zu mähen?
Dann wirst du mit Gold belohnt.
Eine Blumenwiese wirkt wunderbar in Kombination mit skurril geschnittenen Formgehölzen (Topiary). Dieses Garten-Element sah ich in Great Dixter. In Sissinghurst befindet sich die Blumenwiese unter den alten Apfelbäumen was auch unglaublich toll aussieht.
Um die Blumenwiese noch spektakulärer wirken zu lassen, werden in ihnen Blumenzwiebeln gepflanzt. Folgende Blumenzwiebeln eignen sich für Wiesen: Schwertlilien, Prärielilien, Narzissen und Krokusse.
#2 Skurril geschnittene Formgehölze (Topiary)
Die Engländer nennen ihre formgeschnittene Formgehölze Topiary. Die Eiben in Great Dixter hatten die Form von türkischen Kaffeekannen. Wow, wie toll ist das denn! Die türkische Kaffeekanne ist ein Symbol für Freundschaft.
Ein weiteres typisches englisches Element sind skurril geschnittene Hecken. Ich meine wieso Hecken gerade schneiden, wenn sie organisch geschnitten viel toller aussehen!
Folgende Gehölze eignen sich für Formschnitte: Eibe, Scheinzypresse, Buchsbaum, Hainbuche und Liguster.
Falls du dich für Formschnittgehölze interessierst, dann würde ich dir diesen Wikipedia-Beitrag ans Herz legen: Formschnitt.
#3 Schwarz spiegelnde Wasserflächen einer der aktuelle Gartentrends schlechthin
Egal in welches Becken ich geschaut habe, ich sah immer mich! Und was Denkst du warum? Die Britten färben das Wasser in den Becken schwarz wie die Nacht. Dies machen sie, damit sich die Bepflanzung darin spiegeln kann.
Gesehen habe ich diese reflektierenden Naturen in den Becken von Tom Stuart-Smiths Privatgarten und in Wisley. Dieser aktuelle Gartentrend ist auch in den englischen Gartenmagazinen oft abgebildet.
#4 Exotische Gärten
Heute verzichtet der englische Gartengestalter gerne auf Rosengärten. Der exotische Garten von Great Dixter war früher ein Rosengarten, auch in Tom Stuart-Smiths Rosengarten findet man heutzutage keine Rosen mehr.
Der Exotische Garten von Great Dixter ist in diesem Jahr eine Kombination aus Pflanzen mit grossen grünen Blättern und immergrünen Scheinzypressen. Dies ergibt eine wunderschöne Kombination aus unterschiedlichen Blatttexturen.
Im letzten Jahr war der Exotische Garten sehr blütenreich mit Dalien, was mir auch total gefallen hat. Schaue dir doch mein damaligen Blogpost zum Thema: Der Exotische Garten von Great Dixter an.
#5 Topfpflanzen schön kombinieren
Ein Typisches Merkmal von Great Dixter sind die schön kombinierten Topfpflanzen. Diese werden wöchentlich neu zusammengestellt. Dies ist eine sehr gute Methode für die Lernenden. Denn sie können wöchentlich neue Pflanzkombinationen testen.
Diese Art der Pflanzenzusammenstellung ist schon oft kopiert worden. Folglich eignet sich diese Methode sehr gut für Hauseingänge und Balkone.
#6 Coppicing einer der aktuelle Gartentrends
Coppicing ist Englisch und bedeutet so viel wie „auf Stock setzten“. Beispielsweise wird diese Methode bei uns manchmal bei Wildhecken angewendet. Die Sträucher werden dabei bei 20 – 50 cm über dem Boden abgesägt. Den Sträucher macht dies nichts aus, denn sie schlagen von unten her wieder neu aus.
Die Engländer verwenden diese Technik gerne bei grossblättrigen Bäumen und Sträucher wie: Trompetenbaum (Catalpa bignonioides), Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa), Perückenstrauch (Cotinus coggygria) und Rispenhortensie (Hydrangea paniculata). Die Blätter sind grösser und sehr dekorativ. Diese Art der Strauchpflege sah ich oft in „Long Borders“.
#7 Cultivating Chaos
Diese Art des Gärtnerns fasziniert mich, bei uns ist sie unter dem Namen Blackbox-Gardening bekannt. Dabei geht es darum mit versamenden Pflanzen Gärten zu gestalten. In Great Dixter und Derek Jarmans’s Garden (Dungeness) wurde diese Technik angewendet.
Bei Blackbox-Gärten gehören Überraschungen zum Konzept, denn sie verändern ständig ihr Aussehen. In diesem Prozess nehmen Dynamik und Zufall eine bedeutende Rolle ein. Hier findet du mehr über das Thema: Blackbox-Gardening: Mit versamenden Pflanzen Gärten gestalten* (Amazon-Buchlink).
Extra Tipp #8 ein Weiterer der aktuelle Gartentrends
In Wisley war es total en Vogue dem englischen Rasen ein Tattoo zu verleihen. Besser ausgedrückt machten sie das indem sie mit kleinen Mähern Muster in den Rasen schnitten.
Lust auf englische Gärten bekommen. Dann Koffer packen und losfliegen…
Für diejenigen, die es nicht so überstürzen wollen, habe ich folgende Blogpost-Tipps:
- Die 7 schönsten Gärten Südenglands: England ist einfach eine Gartenreise wert.
- Die 5 schönsten Gärten der Welschschweiz: Falls du nicht so weit fahren möchtest.
- Sussex Prairie Garden: Der schönste Ort in England: Weil mir dieser Garten einfach ans Herz gewachsen ist.
6 Comments
Hallo Iris,
Du hattest bestimmt eine tolle Zeit in England.
Weißt Du, womit die das Wasser schwarz färben und was mit Algenwachstum ist?
Viele Grüße
Anja
Hallo Anja,
Die Zeit in England war super!
Das Mittel womit sie das Wasser einfärben kenne ich nicht. Der Gärtner von Tom Stuart- Smith meinte, dass man das in England im normalen Gartencenter finden sollte. Ich bin dem Mittel aber nie begegnet.
Ich dachte, falls ich das Mittel mal brauche würde ich zum Teichbauer der Region gehen und da mal nachfragen. Habe ich doch an Gartenausstellungen (Giardina) auch schon eingefärbtes Wasser gesehen. Bevor ich den Blogpost gemacht habe, habe ich eine kurze Internetrecherche gemacht aber nichts gefunden.
Das mit der Algenbildung habe ich in England selbst auch schon nachgefragt und diese wird gehemmt. Das wird einer der Gründe sein, wieso sie das Wasser auch einfärben.
Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen.
Liebe Grüsse
Iris
Schöne Fotos hast du mitgebracht,Iris. So eine Reise in den Süden Englands fehlt mir noch für mein Gärtnerinnenglück…dort herrscht eben atlantisches Klima und die Üppigkeit der Gärten ist fantastisch. Das meiste lässt sich leider nicht auf norddeutsche Gärten übertragen. Und obwohl Wiesen in britischen Parkanlagen nichts Neues in GB sind…die habe ich schon vor 20 Jahren dort gesehen…ist auch das nicht übertragbar auf kleinbürgerliche Stadtrandgärten.?
So schön das Gartenland Britannien ist, vermisse ich außerdem häufig wenn ich Berichte lese…den ökologischen Aspekt…z.B. was ist naturfreundlich an solchen rechteckigen Wasserbecken? Ästhetisch durchaus ansprechend,aber weder gestaltete Uferzonen noch Wasserpflanzen. Und wenn ich das richtig verstehe wird doch hoffentlich nicht das Wasser gefärbt um den Spiegeleffekt zu vergrößern,oder? Bei uns heißt ‚Coppicing‘ übrigens Benjes-Hecken…
LG Sigrun
Hallo liebe Sigrun,
vielen herzlichen Dank für deinen ausführlichen und sehr informativen Kommentar. Eine Reise in den Süden England ist sehr empfehlenswert, dass das Klima ganz anders ist macht das Land speziell. Dass die Transformation der grossräumlichen Gärten in unsere kleineren Stadtgärten nicht einfach ist, das stimmt! Und trotzdem glaube ich, dass die vielen tollen Gärten, wichtig für meine Arbeit sind und sich die Reise deshalb schon gelohnt hat.
Oh, ja die Britten stehen mehr auf Gestaltung als auf Ökologie. Und trotzdem sind viele Wiesen- und Pflanzflächen der Engländer wichtig für Tier und Pflanzenwelt. Die schwarz eingefärbten Flächen sind nichts für Teiche. Die sind was für Wasserbecken, welche man in Showgärten sieht. Oh, doch das Wasser wurde eingefärbt um die Spiegelreflexion zu erhöhen. Hihi, das sind Gartenenthusiasten!
Das mit den Benjes-Hecken habe ich nicht gewusst. Tönt spannend.
Liebe Grüsse
Iris
Liebe Iris,
vielen Dank für den tollen Beitrag – da bekomme ich sofort Lust, eine Reise nach England zu planen 🙂
Dieses Jahr hat es mich aber in die Toscana gezogen.
Coppicing habe ich bei meinem Trompetenbaum schon praktiziert – früher machten wir das, um sie als Kübelpflanzen für die Terrasse zu erziehen. Bei meinem Perückenstrauch traue ich mich nicht dran. Hast Du zufällig Bilder von einem geköpften Perückenstrauch? Wäre für mich sehr interessant. Er hat so eine schöne, malerische Form – aber er wird mir einfach zu groß und verschattet das sonnige Kiesbeet immer mehr. Evtl. baue ich aber doch lieber das Sonnenbeet in ein Halbschattenbeet um, bevor der Perückenstrauch seine Schönheit verliert. Seit 2 Jahren überlege ich schon hin und her. Aber evtl. ist ja coppicing eine Lösung?
Immer schön, Deine Beiträge!
Ich wünsche Dir viele nette Kunden und noch viel mehr spannende Gartenreisen
Liebe Grüße
Renate aus München
Hallo Renate,
die Toscana war bestimmt auch toll.
Ich habe in Wisley im Hintergrund der Rabatte von Piet Oudolf tiefer geschnittene Perückensträucher gesehen. Diese waren meiner Meinung nach aber nicht so tief runtergeschnitten, wie die Trompetenbäume. Gerne schicke ich dir die Bilder zu.
Vielen herzlichen Dank!
Iris